Mahagoni. Elektronik. Lack

Voll unter Strom

Verglichen mit ihrem akustischen Pendant gilt eine elektrische Gitarre als eher einfach herzustellendes Instrument. Doch das täuscht: Der Bau einer individuellen E-Gitarre ist Handwerkskunst vom Allerfeinsten.

08. April 2019 / Lesedauer: 8 Minuten
Kein enormer Drahtseilakt für den Gitarrenbauer.
© Florian Trykowski

Inhaber Uwe Schölch ist ein gleichermaßen erfahrener wie versierter Gitarrenbauer, der in jedes seiner handgemachten Unikate eine Menge Herzblut steckt. „Tonfuchs“-Gitarren sind kompromisslos gestaltete Instrumente, gemacht für den arbeitenden Musiker und nicht für die Vitrine – auch wenn sie dort aufgrund der verwendeten Hölzer und Finishes ebenfalls eine gute Figur abgeben würden.

A propos Hölzer: Sie sind der Dreh- und Angelpunkt beim Bau einer E-Gitarre und entscheidend für Optik, Haptik und Klang des Instruments. Die von Uwe Schölch verwendeten Tonhölzer durchlaufen eine gründliche Prüfung, bevor sie für eine Gitarre in Betracht kommen. Alle Hölzer werden über Jahre bis Jahrzehnte luftgetrocknet, bevor sie auf der Werkbank landen. Die gleiche Sorgfalt und Detailbesessenheit wird von den Unternehmen erwartet, die Uwe Schölch Tonabnehmer und andere Hardware zuliefern.

Die eigentliche Arbeit beginnt für Uwe Schölch mit zwei Klötzen erlesenen Holzes, zum Beispiel Mahagoni. Aus dem einen wird der Korpus der Gitarre geschaffen, der so genannte Body, aus dem anderen der Hals. Zunächst werden die Hölzer je nach Modell und Anforderung auf eine entsprechende Stärke gebracht. Im nächsten Schritt werden mit Hilfe einer Schablone die Formen von Body und Hals grob ausgesägt und anschließend exakt in Form gefräst. Auf den Hals wird nun das Griffbrett aufgeleimt. Aus optischen und akustischen Gründen besteht es häufig aus einer anderen Holzart als Hals und Body.

Uwe Schölch - gelernter Zupfinstrumentenbauer
© Florian Trykowski
Die Gitarren von Uwe Schölch sind so einzigartig, wie die Künstler, die sie spielen.
© Swen Heim

Nun kommt wieder die Fräse zum Einsatz: Die Rückseite des Halses erhält eine griffgünstige U-Form, der Body Aufnahmefächer für die Tonabnehmer sowie die Halstasche – hier wird später der Korpus mit dem Gitarenhals verleimt.

Nach diesen Arbeitsschritten klopft Uwe Schölch den Body ab und überprüft so dessen Eigenresonanz. Durch Abtragen von Holz auf der Vorder- und der Rückseite des Korpus, das so genannte „Shaping“, arbeitet sich der Gitarrenbauer nun an den gewünschten Eigenklang des Bodies heran. Danach kommt der geshapte Korpus nocheinmal unter die Maschine: Damit die Elektronik Platz hat, fräst Uwe Schölch eine geräumige Aussparung in die Rückseite, das so genannte E-Fach. Im nächsten Step geht es dem Gitarrenhals an den Kragen, und das im wahrsten Sinne des Wortes: Der Übergang vom Hals in die Kopfplatte wird gefühlvoll von Hand modelliert. Jetzt ist das Griffbrett an der Reihe, es erhält Markierungen – so genannte Dots – und Griffbünde. Auf die Kopfplatte wird je nach Gitarre ein Furnier aus Zelluloid geleimt. Nun erhältder Korpus sein “Binding“, eine schmückende Randeinlage ebenfalls aus Zelluloid. Bevor der Hals im Rahmen der „Hochzeit“ in den Korpus eingeleimt wird und aus zwei Werkstücken eines wird, steht noch beiputzen, versäubern, schleifen und Löcher für die Verkabelung bohren auf dem Programm.

Als nächstes kommt die Sprühpistole zum Einsatz: Bis zu sechs Schichten Grundierung, ein spezieller Nitrolack und mehrere Schichten Klarlack sorgen für das hochglänzende Finish der Vorderseite. Durch das Anbringen diverser Ein- und Anbauteile wie Sattel, Brücke, Regler, Stimmmechanik und Saiten wird aus dem hölzernen Werkstück nach vielen Arbeitsstunden eine funktionsfähige Stromgitarre, die – persönlich gestimmt von Uwe Schölch – schließlich ihrem glücklichen Besitzer übergeben werden kann. Als reines Custom-Gitarrenunternehmen baut Tonfuchs ausschließlich exklusive Instrumente für Einzelkunden, und das auf höchstem Niveau. Wer Lust hat, sich eine eigene Gitarre zu bauen, aber nicht wie UweSchölch erst eine dreijährige Ausbildung zum Zupfinstrumentenmacher absolvieren möchte, sollte es einfachmal probieren: Im Rahmen eines Gitarrenbaukurses kannsich jeder handwerklich begabte Hobbymusiker unterprofessioneller Anleitung selbst ein Instrument bauen.Die Anbieter findet man im Netz – wir wünschen schonmal gutes Gelingen!

Jede einzelne T onfuchs-Gitarre ist handgemacht.
© Hoch-Werk

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