DE-CIX FRANKFURT.

Das Herz des Internets

Ohne Internet würde nichts funktionieren. Vor allem nicht in Corona-Zeiten. Dass alles so reibungslos läuft, liegt auch an einem Frankfurter Unternehmen: Durch die Glasfaserleitungen des weltweit größten Internetknotens DE-CIX fließen jeden Tag unvorstellbare Mengen an Informationen.

09. September 2021 / Lesedauer: 10 Minuten
DE-CIX
© Paul Fiedler - unsplash.com

Am 3. November 2020 war es mal wieder so weit: Der DE-CIX (Deutscher Commercial Internet Exchange) in Frankfurt am Main vermeldete einen neuen Weltrekord im Datendurchsatz. Mit über 10 Terabit pro Sekunde durchbrach der führende Interconnection-Anbieter erneut die Schallmauer. Niemals zuvor wurden an einem Internetknoten so viele Daten ausgetauscht. Zur Verdeutlichung: 9 Terabit pro Sekunde entsprechen der Übertragung von über 2,2 Millionen Videos in HD-Qualität gleichzeitig oder einer Datenmenge von 2,2 Milliarden beschriebenen DIN-A4-Seiten. Ein solcher Papierstapel würde über 220 Kilometer hoch in den Himmel ragen.
„Diese Rekordmarke bestätigt, dass der DE-CIX in Frankfurt und somit die Metropolregion FrankfurtRheinMain eines der wichtigsten Datendrehkreuze der Welt ist. Hinzu kommt, dass durch die außergewöhnliche Corona-Situation die Internetnutzung eine immer größere Rolle spielt. Sei es zum Informationsaustausch, zum Streamen von Filmen oder zum Online-Gaming. Eine stabile und sichere Internet-Infrastruktur zu gewährleisten – egal wie herausfordernd die Zeiten sind – gehört zu unseren obersten Zielen“, bewertete Dr. Thomas King, Chief Technology Officer (CTO) von DE-CIX, den neuen Rekord.

"10 TBIT/S, 2,25 MRD., 210 KM."

Die herausragende Stellung im weltweiten Datenaustausch hat sich DE-CIX während der letzten 25 Jahre erarbeitet. Am 26. Juni 1995 schlug die Geburtsstunde im alten Postgebäude im Gutleutviertel im Herzen Frankfurts, als sich drei Internet Service Provider – MAZ aus Hamburg, EUnet aus Dortmund und XLink aus Karlsruhe – zusammenschlossen. Ziel war es, die globale digitale Vernetzung voranzutreiben und den effizienten Datenaustausch über Internetknoten zu etablieren. Eine gute Idee, denn in der Pionier-Ära des Internets lag noch einiges im Argen: Wenn ein Nutzer Mitte der Neunziger eine Website anklickte, musste der Telekommunikationsanbieter die Anfrage zunächst in die USA schicken. Dort verarbeitete die National Science Foundation, der „Backbone“, die Daten aller Endkunden. Sie wurden dann dem Provider des Seitenbetreibers weitergereicht. Wenn der Nutzer also in Frankfurt saß und die Webseite vielleicht nur wenige Kilometer entfernt gehostet wurde, überquerten die Daten dennoch zweimal den Atlantik. Das sogenannte Peering war damals nicht nur umständlich, sondern auch teuer. Durch die Entscheidung der Gründerfirmen, gemeinsam den ersten deutschen Internetknoten in Frankfurt aufzubauen, konnten die hohen Kosten beim internationalen Datenverkehr gesenkt und das Tempo bei der Datenübermittlung stark beschleunigt werden. Wobei die Kapazität des Knotens beimder Inbetriebnahme 1995 gerade einmal schlappe 10 Megabit pro Sekunde betrug. Das ist heute schon für einen einzelnen Haushalt knapp – vor allem, wenn ältere Kinder im Haus sind.

Auch physisch war der Frankfurter Internetknoten anfangs eine überschaubare Angelegenheit. Das Gerät war nur schuhkartongroß und stand unauffällig in einem Büro. Doch das technische Prinzip ist bis heute dasselbe: Die Daten werden über ein Glasfaserkabel empfangen und wieder herausgeschickt. Herzstück der Anlage ist der Switch, ein Kasten mit diversen Ports. Er sorgt dafür, dass die Datenpakete, „Frames“ genannt, ihr Ziel erreichen. Öffnet man in einem DE-CIX-Serverraum einen der grauen Metallschränke, sieht man zunächst vor allem ein Gestrüpp dicker und dünner gelber Kabel. Der Experte erkennt dagegen die dahinter liegende Ordnung und ihren Schutz. Die kompakten Leitungen bündeln 10 Glasfaserkabel. Würde ein Strang mit einer Schere gekappt, stockte der Datenverkehr nur für einen Augenblick. Aus Gründen der Sicherheit besteht das ausgefeilte System aus vier redundanten Cores, also Kernsystemen, die im Falle des Ausfalls eines Cores dessen Funktion übernehmen können. Als vor einigen Jahren ein Feuer in einem Rechenzentrum in Frankfurt ausbrach, in dem auch ein DE-CIX-Core untergebracht war, blieben die Verbindungen ins Internet davon unberührt. Verfügbarkeit und Sicherheit sind überhaupt ein Thema von höchster Bedeutung. Die Rechenzentren, in denen die Anlagen des DE-CIX stehen, sind schwer gesichert. Hinein kommt man als Außenstehender nur, wenn man eingeladen wird. Am Eingang muss man den Personalausweis vorzeigen. Alle Türen sind mit Kartenlesern gesichert; in einer Schleuse, die immer nur von einer Person betreten werden kann, wird sogar das Gewicht erfasst und beim Hinausgehen mit dem Ursprungswert verglichen.

Datenfluss - DE-CIX
Der Datenfluss in einem solchen Bürogebäude ist gigantisch.
© Raja Sen - unsplash.com
Hochhäuser
© Jan Phlipp Thiele - unsplash.com

Ungeachtet der Bedrohungen des freien Datenverkehrs durch die internationale Sicherheitslage, verteidigt DE-CIX die Stellung als führender Internetknoten der Welt. Die Konkurrenz von AMS-IX aus Amsterdam und Linx in London hat man vorerst hinter sich gelassen. Die DE-CIX Management GmbH mit ihrer Frankfurter Zentrale betreibt inklusive der Tochtergesellschaften mittlerweile 13 Internetknoten rund um den Globus mit über 1.300 angeschlossenen Netzwerken. Dependancen befinden sich in Düsseldorf, Hamburg, München, Berlin, Dubai, Istanbul, Palermo, Marseille, Madrid, Mumbai, New York und Dallas. Über 100 Mitarbeiter aus 20 Nationen engagieren sich für den reibungslosen Datenaustausch.

Für die Zukunft sieht sich der Marktführer gut aufgestellt, auch aufgrund seiner Innovationskraft. So setzt DE-CIX seit 2018 den weltweit ersten Patch Roboter ein: Die Maschine übernimmt vollautomatisch das Umstecken von Kabeln, so dass zur Einrichtung neuer Verbindungen keine Techniker vor Ort mehr notwendig sind

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