E-BIKE MANUFAKTUR.

Die bayrische Fahrradmanufaktur Electrolyte fertigt individuell aufgebaute Traumräder – und räumt ganz nebenbei mit dem Vorurteil auf, dass E-Bikes schwer, träge und optisch fragwürdig sein müssen.

18. März 2020 / Lesedauer: 8 Minuten
E-Bike Manufaktur
© Electrolyte

HANDARBEIT IM FOKUS.

„Warum hat jeder, der von seiner ersten Fahrt mit einem E-Bike zurückkehrt, ein breites Grinsen im Gesicht? Und warum sehen diese Räder meist so scheußlich aus?“ Zwei Fragen, die Matthias Blümel schwer beschäftigten. Und die ihn schließlich jenes Start-up gründen ließen, das heute in einem ehemaligen Internat im idyllischen Dorf Piusheim zwischen München und Rosenheim residiert. Als der Mittdreißiger 2010 sein erstes E-Bike baute, musste er noch improvisieren. „Ich kam gerade von der Uni und hatte nicht das Geld, einen eigenen Akku zu entwickeln“, sagt er. Und so ging Blümel in den Baumarkt und kaufte eine aufladbare Batterie, die normalerweise in Schlagbohrmaschinen steckt. Der Akku war unförmig, aber ansonsten setzte der Maschinenbauer schon damals konsequent auf klare Linien und Leichtbau. In den letzten Jahren hat Blümel ein fahrradverrücktes Team um sich geschart, das zum Teil aus Quereinsteigern besteht. Allen gemeinsam ist die Lust auf Innovationen. So entwickelte Electrolyte in einem langwierigen Prozess einen E-Bike-Antrieb, der das Gesamtgewicht des Fahrrads von 22 auf 16 Kilogramm reduziert. 2013 erhielt das Unternehmen unter anderem dafür den bayerischen Staatspreis für besondere technische Leistungen im Handwerk.

E-Bike Manufaktur
Hier entstehen 12 „Unique Bikes“ pro Jahr.
© Electrolyte

Heute gilt Electrolyte in der Bikewelt als erstklassige Manufaktur für besondere und individuelle Fahrräder und E-Bikes. Liebe zum Detail, technisches Know-how und die Handarbeit von Spezialisten garantieren die hohe Qualität der Produkte. Der Schwerpunkt liegt dabei auf leichten und designstarken Elektrofahrrädern. Die Kernkomponenten der Electrolyte-Fahrräder, wie z. B. die Bauteile der Antriebsschwinge, werden am Firmensitz produziert. Hier findet auch die Montage der Fahrräder statt. Speziell für Electrolyte angefertigte Sonderbauteile werden von kleinen und mittelständischen Betrieben aus Deutschland und Europa bezogen. Und das Geschäft brummt: So wie sich andere Leute einen Anzug auf den Leib schneidern lassen, möchten immer mehr Sportbegeisterte ein perfekt passendes Fahrrad. Die Gruppe der Bike-Individualisten ist in Deutschland zwar noch relativ klein, aber wachsend. Electrolyte bedient diesen Trend: Kaum ein Rad, das die Manufaktur verlässt, gleicht dem anderen. Das wachsende Programm aus E- und sogenannten „Unplugged“-Bikes bietet hierfür ideale Voraussetzungen. Da wäre zum einen der „Vorradler“, der als perfekter Alltags- und Tourenbegleiter vermarktet wird. Das E-Bike besitzt einen geräuschlosen Hinterradnaben-Motor, der den Fahrer mit satter Beschleunigung, hoher Elastizität, Laufruhe und starken Leistungsreserven unterstützt. Mit nominal bis zu 500 Watt (Spitze ca. 1.000 Watt) und echten 45 Nm setzt der E-Antrieb im direkten Motorvergleich Maßstäbe. Gespeist wird er von einem leistungsstarken Lithium- Ionen-Akku. Ebenfalls mit an Bord ist ein wartungsarmes Pinion-Hochleistungsgetriebe. Für Pendler und Tourenfahrer  ist der „Dauerläufer“ gedacht. Er verbindet das klassische Design eines Diamant-Rahmens mit der neuesten Technik eines Heckmotors. Dank Pinion-Hochleistungsgetriebe, hoch belastbarem Gates Carbon Drive und in Deutschland produziertem Neodrive-Motor ist das handgefertigte E-Bike extrem wartungsarm. Echte Hingucker sind die Electrolyte Hybridräder: Sie besitzen eine innovative E-Einarmschwinge, in die Motor, Akku und Controller integriert sind. „Entwicklungsziel für unser eigenes Antriebssystem war es, einen Antrieb zu schaffen, der es uns ermöglicht, ein besseres Rad zu bauen – das Hybridrad“, so Matthias Blümel. „Unsere Modelle ‚Brandstifter‘, ‚Straßenfeger‘ und ‚Kosmopolit‘ sind Räder, die sich ohne Unterstützung wie ein gutes Fahrrad fahren, aber auf Knopfdruck die Beschleunigung und den Spaß eines Elektrofahrrades bieten. Räder für all die, die gerne normal Fahrrad fahren, aber unverschwitzt im Büro ankommen wollen und die, die auf den Touren ihren Aktionsradius vergrößern möchten.“

Straßenfeger - E-Bike Modell
Der „Straßenfeger“ im urbanen Einsatz.
© Electrolyte

Am handwerklich und preislich oberen Ende des Produktportfolios thronen bei Electrolyte kundenindividuelle Sporträder sowie „Unique Bikes“ genannte Maßanfertigungen. Ob Rahmengeometrie, Ausstattung oder Lackierung – bei den nur 12 produzierten „Unique Bikes“ pro Jahr bleiben keinerlei Wünsche offen.

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