Deutschlands größte Baustelle

Terminal 3

Bis 2023 wird auf Deutschlands größter Baustelle in Frankfurt jede Menge Technik verbaut sein. Das Elektrohandwerk spielt beim Bau des modernsten Terminals 3 eine wichtige Rolle: 3.100 km Elektrokabel, 1.071 km Fernmelde-/ Datenkabel, 50.000 Leuchten, 17.000 Schalter und Steckdosen. In Zukunft bietet Frankfurt Kapazität für jährlich bis zu 14 Millionen Passagiere. Die Grundfläche von 90.000 Quadratmetern entspricht dabei einer Fläche von 13 Fußballfeldern. Doch bevor der Elektrohandwerker Hand anlegt, sind zunächst die großen Bagger an der Reihe. RED blickt mit Ihnen nach Frankfurt auf die größte Baustelle Deutschlands.

08. April 2019 / Lesedauer: 12 Minuten
Deutschlands größte Baustelle - Terminal 3 Frankfurter Flughafen
© Fraport AG

Am 5. Oktober 2015 war der offizielle Startschuss für die erste Baumaßnahme: den Trockenaushub. Ehe das neue Terminalgebäude in die Höhe wachsen kann, muss tief gegraben werden. Die Tiefe der Baugrube liegt mit 5,5 Metern knapp über dem Grundwasserspiegel. Dafür schaufeln Bagger täglich rund 300 Lkw-Ladungen Erde weg. In der Spitze sind das 5.500 Kubikmeter Erde pro Tag. Von den insgesamt 400.000 Kubikmetern Erde verbleibt etwa ein Drittel auf der Baustelle, wo es im späteren Verlauf der Bauarbeiten unter anderem für Rückverfüllungen und den Bau neuer Anbindungsstraßen verwendet wird. Der Rest der ausgehobenen und abtransportierten Erde wurde auf anderen Baustellen wiederverwendet, wie zum Beispiel zur Herstellung von Beton und Geländeerhöhungen.

Mit dem Ende des Trockenaushubs ist der Tiefbau längst nicht abgeschlossen: Beim anschließenden Spezialtiefbau wird die Grube parzellenweise um weitere acht bis elf Meter unter Grundwasserniveau ausgehoben. Neben Erde kommt dann auch Wasser ins Spiel.

Deutschlands größte Baustelle - Terminal 3 Frankfurter Flughafen
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Gerüttelt – nicht gerührt!

Wenn dann Spezialbagger beginnen, die Grube in einzelnen Parzellen auszuheben, wird es nass, denn nach ein bis zwei Metern ist bereits das Grundwasserniveau erreicht. Um die Parzellen abzudichten und zu stabilisieren, werden sie vor dem weiteren Aushub mit 14 Meter langen Stahlplatten – sogenannten Spundwänden – umschlossen. Es werden mehrere riesige Baumaschinen dafür benötigt: Eine gut 15 Meter hohe Bohrmaschine, ein sogenanntes Drehbohrgerät, lockert den Sand zuerst bis in 14 Meter Tiefe auf.

Danach starten die großen Baugeräte, die als Teleskop-Mäkler bezeichnet werden. Das Raupenfahrzeug greift sich mit dem langen Arbeitsarm eine Spundwand, bewegt sie an den Zielpunkt und rüttelt sie dort in den Boden. Die Spundwand gleitet wie ein heißes Messer durch Butter in den sandigen Boden, der typisch für die südliche Mainregion rund um den Frankfurter Flughafen ist. Ein Bauarbeiter prüft dabei akribisch mit der Wasserwaage, dass das Baustahlelement auch sachgerecht rechtwinklig eingebracht wird. Nach und nach werden auf diese Weise insgesamt 46.000 Quadratmeter Spundwände aus insgesamt 7.100 Tonnen Stahl verbaut. Die Fläche entspricht rund sechs Fußballfeldern in der Größenordnung der Frankfurter Commerzbank Arena. Spundwand für Spundwand entsteht so die äußere Umgrenzung der einzelnen Parzellen für die späteren Untergeschosse des neuen Terminal 3. Sobald eine Parzelle vollständig mit Spundwänden umschlossen ist, beginnen die Bagger den Aushub. Zunächst wird lediglich ein bis zwei Meter tief gebaggert, damit ein Ankerbohrgerät die Spundwände rückseitig fest im Erdreich verankern kann. Die insgesamt 550 Anker gewährleisten die nötige Stabilität der Baugrube und der einzelnen Parzellen für den weiteren Aushub.

Deutschlands größte Baustelle - Terminal 3 Frankfurter Flughafen
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Ungewöhnlich: Astronauten unter Wasser

Nachdem die Spundwände sicher verankert sind, rollen die Bagger wieder an und schaufeln weiter Erde aus den Parzellen. Nach acht bis elf Metern ist die endgültige Tiefe erreicht. Eine Baugrube mit solcher Tiefe ist für den Bau von Terminal 3 notwendig, damit die Reisenden später vom Check-In bis zum Boarding auf einer Ebene bleiben können ohne jegliche Treppenstufen überwinden zu müssen.

Jetzt liegt die Baugrube unter Grundwasserniveau und ist mit Wasser gefüllt. Bevor es abgepumpt werden kann, muss der Boden betoniert werden, um die Baugrube auch nach unten abzudichten. Nun schlägt die Stunde der staatlich geprüften Taucher auf der Baustelle. Mit einer Ausrüstung von bis zu 35 Kilogramm, die mehr einem Raumanzug ähnelt, begleiten die Taucher die Betonarbeiten unter Wasser. Dazu gehört auch ein 12 Kilogramm schwerer Helm, über den sie mit Sauerstoff versorgt werden und mit dem Einsatzleiter an der Oberfläche kommunizieren können. Eine spezielle Wärmewolle im Neoprenanzug hält zusätzlich warm, denn die Unterwasserarbeiten finden oft auch bei kalten Temperaturen statt. Nicht nur die bekannten Einschränkungen unter Wasser, wie fehlender Sauerstoff, erschweren hier das Arbeiten, auch die Sicht im Wasser ist nicht mit einem klaren See oder einer azurblauen Karibikküste vergleichbar.

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Mit Hilfe eines speziellen Verfahrens wird das Wasser bestmöglich von Sand- und Erdresten befreit. Die Sicht für die speziell ausgebildeten Taucher kann dann sogar nur bis zu einem Meter betragen. Dennoch ist es unabdingbar, dass die Taucher mit allen Sinnen arbeiten. Ein gutes Gehör und vor allem der Tastsinn sind wichtig für die anspruchsvollen Tätigkeiten unter Wasser.

Das Terminal 3 braucht ein stabiles Fundament. Deshalb werden zunächst ca. 3.500 Auftriebsanker in den ausgegrabenen Boden gebohrt, bevor die Betonwanne am Grund der Baugrube mit 39.000 Kubikmetern Unterwasserbeton ausgegossen wird. Wenn der Beton später aushärtet, verbindet er sich mit den noch herausragenden Ankern, wodurch ein Auftrieb der Betonsohle verhindert wird. Die Taucher kontrollieren die Verankerungen und sorgen dafür, dass der Untergrund für das Schütten der Betonsohle unter Wasser vorbereitet ist. Denn damit der Beton gleichmäßig einfließen kann, müssen zum Beispiel Erd-reste an den Spundwänden und den Auftriebsankern entfernt werden.

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Nach der Überprüfung der gesamten Baugrube durch die Taucher wird schließlich der Beton unter Wasser auf den Grund gepumpt.

Doch auch nachdem die Taucher ihre Arbeit getan haben, ist der Spezialtiefbau noch nicht beendet. Die Betonsohle benötigt 30 bis 50 Tage, bis sie ausgehärtet ist. Erst dann kann das darin befindliche Grundwasser abgepumpt und gereinigt werden. Der Vorgang des Abpumpens nennt sich Lenzen. Danach wird es in speziell gebauten Versickerungsanlagen wieder dem Grundwasser auf dem Flughafengelände zugeführt.

Der Spezialtiefbau läuft bis in das 2. Quartal 2019, erst dann ist die Baugrube bereit für den Start der nächsten Bauphase: den Rohbau des Terminalgebäudes. Der erste Bauabschnitt wird erst mit der Inbetriebnahme des Terminalhauptgebäudes 2023 abgeschlossen sein. RED hält Sie auf dem Laufenden.

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